von Armin Wild
Taxöldern unterscheidet sich von ähnlich großen Dörfern am meisten durch seine tradtionsreiche Vergangenheit und eine herrliche Lage, die ihres gleichen sucht.
Der Ort liegt - eingegrünt von zahlreichen Laubbäumen - an einer kleinen Anhöhe am südlichen Fuße des Eicherlberges, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Weiter der Wald-Weiherlandschaften der Bodenwöhrer Senke genießen kann. Hier läßt es sich aushalten... In vielen anderen Dörfern hat sich der ländliche Charakter durch ausufernde Neubaugebiete und die Ansiedlung von Gewerbebetrieben, vor allem seit dem 2. Weltkrieg, zum Negativen verändert. Die Dorfstruktur Taxölderns hingegen ist heute kaum verfälscht. Aufgrund der fehlenden Kanalisation und des Mangels an Bauflächen hat sich die Bauaktivität in den letzten Jahrzehnten auf Baulücken im Dorf selbst beschränkt. Diese Tatsache belegen auch die kaum veränderten Einwohnerzahlen in den letzten 50 Jahren: 1952: 281, 1977: 253, 2001: 265 und 2010: 255 Einwohner. Diese Entwicklung ist vielleicht volkskundlich positiv zu beurteilen, sie bedeutete aber auch, dass viele junge Einheimische, die sich gerne in Taxöldern niedergelassen hätten, in die Ferne ziehen mussten. So bleibt es dahingestellt, wie nun die bauliche Entwicklung insgesamt zu bewerten ist.
Taxöldern liegt im Herzen der Oberpfalz, rund 40 km nördlich von Regensburg. Zur Autobahn A93 sind es rund 20 km, zur Bundesstraße 85 rund 6 km. Der nächste Bahnhof befindet sich 7 km entfernt in Bodenwöhr Nord, an der bekannten Bahnstrecke Nürnberg - Prag.
Die relativ schlechte Anbindung Taxölderns an überregionale Verkehrswege führte dazu, dass bis heute keine einzige öffentliche Buslinie durch den Ort führt. Die abseitige Lage hätte zwar den Ort Urlauber und Touristen interessant werden lassen können, jedoch haben die Taxölderner wenig Initiative gezeigt, die Pluspunkte des Dorfes (Ruhe, Beschaulichkeit, dörfliche Idylle, Wälder, Weiher, Natur) in touristischer Hinsicht zu nutzen.
Dennoch - das 20. Jahrhundert ist auch an der kleinen Ortschaft bei den Dachshöhlen nicht spurlos vorübergegangen. Die strukturellen Veränderungen des Lands und der ganzen Weltordnung veränderten auch Taxöldern.
So brachten zwei Weltkriege unsägliches Leid für die Familien der Gefallenen und Verschollenen. Wie noch letzte Zeitzeugen berichten, sind schon nach dem ersten Weltkrieg viele Taxölderner an Inflation, Arbeitslosigkeit und Armut nahezu verzweifelt. Der Kampf ums tägliche Überleben zehrte an den Menschen, was sich deutlich in den meist "ausgemergelten" Gesichtszügen jener Zeit widerspiegelte. Viele Taxölderner Männer, die viele hungrige Mäuler zuhause zu ernähren hatten, kämpften sich als Tagelöhner bei der Eisenbahn, in einem Steinbruch oder einer Ziegelei durch. Mit rationierten Essensmarken hielt man sich gerade über Wasser. Fleisch und Wurst war für die meisten Luxus und kam in kleinen Mengen nur an Festtagen auf den Tisch. Weiße Suppe, Wassersuppe, Kartoffeln und Brot waren die Hauptlebensmittel. Viele arbeiteten im Wald oder als Knecht und Dienstmagd auf größeren Höfen. Die letzten Kriegsheimkehrer nach dem 2. Weltkrieg fanden erst Anfang der 1950er Jahre zurück in ihr Heimatdorf.
In den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges wurden einige KZ-Flüchtlinge auf ihrem Hungermarsch vom Konzentrationslager Flossenbürg Richtung Süden bei Taxöldern hingerichtet. Man verscharrte sie notdürftig im Taxölderner Friedhof. Erst Jahre später wurden sie exhumiert und umgebettet. Die Älteren können auch noch über die Fliegerangriffe auf Nittenau, Schwandorf und die Eisenbahnlinie berichten. Die Flugzeuge und Bomber begannen über Taxöldern ihre "Sturzflüge". So hat das kleine Dörfchen Taxöldern auch die Wirren des 2. Weltkrieges hautnah erfahren müssen.
Schließlich verschlug es viele Heimatvertriebene in die Gemeinde Taxöldern. Die Bewältigung dieses in der damaligen, armen Zeit sicherlich nicht ganz einfachen Intergrationsprozesses kann der Dorfbevölkerung der Nachkriegsjahre gar nicht noch genug angerechnet werden.
Ein Großteil der Taxölderner lebte bis zum zweiten Weltkrieg von der Landwirtschaft. Die meisten waren arme Kleinbauern mit einer Kuh und manchesmal nur mit Kleinvieh (Ziegen, Gänse, Enten, Hühner). In den 1950er und 1960er Jahren fanden etliche "Gütler" oder "Häusler", so nannte man die Arbeiterfamilien, Lohn und Brot im Hüttenwerk in Bodenwöhr und im Braunkohlentagebau bei Wackersdorf (BBI).
Auch heute sind Taxölderner einfache Leute geblieben. Die meisten sind ArbeiterInnen und arbeiten in Betrieben der umliegenden Orte. Es gibt noch einige wenige Nebenerwerbslandwirte, die ihren eigenen Grund bewirtschaften. In Taxöldern gebit es aber heute bereits keinen einzigen Vollerwerbslandwirt mehr. Lediglich am "Turesbach" und am "Höcherhof" ernährt die Landwirtschaft noch die Familien. Im Dorf hbat sich somit der Wandel vom landwirtschaflichen zum gewerblichen Sektor voll und ganz vollzogen.
Auch politische Veränderungen hinterließen Ihre Spuren im vergangenen Jahrhundert. Aufgrund der Gemeinde- und Landkreisgebietsreform verlor die Gemeinde Taxöldern (mit Pingarten, Kipfenberg, Höcherhof, Turenbach und Ziegelhütte) ihre Selbständigkeit und wurde in die Gemeinde Bodenwöhr und den Landkreis Schwandorf eingegliedert. Taxöldern gehörte zuvor zum Landkreis Neunburg vorm Wald (Kfz-Kennzeichen NEN).
Die Schulreform 1966 besiegelte das "Aus" für die "Katholische Volksschule Taxöldern", die bis dahin zweiklassig geführt wurde. Seit dieser Zeit müssen Schülerinnen und Schüler mit dem Schulbus zur Schule gebracht werden.
Die lange Forsttradition des Dorfes mit Forstamt und Forstdiensstelle endete Mitte der 1980er Jahre. Nach dem Tod des sicherlich noch bekannten letzten Taxölderner Revierförsters, Richard Roidl, wurde Forstdienststelle verkauft. Die alte Forstdienststelle ist mittlerweile zu einer privaten Ferienpension umgebaut. Auch gibt es keine "Post" und keine Tankstelle mehr in Taxöldern.
Insgesamt hat sich also in Taxöldern - bei alles Beschaulichkeit und Landidylle - doch vieles verändert. Nicht zuletzt zeigt sich seit einigen Jahren der neue Zeitgeist deutlich im Umbruch der Bevölkerungsmentalität. Vom geselligen Beisammensein früherer Tage, dem "Hutscha-Gehn", und dem Verrichten des Tagwerkes in einer Großfamilie ist nicht mehr viel geblieben. Nur die Vereine halten heute noch die alten Traditionen aufrecht. Sie werden mehr und mehr zum Hort für einen neuen Gemeinschaftssinn im Dorf.
Leider aber haben neue Medien, Computer und die moderne Freizeitgesellschaft dazugeführt, dass sich die Jüngereren des Dorfes mit Laptops, Handys und vielen Kilometer entfernten Großraumdiescos oder an den Stränden des Mittelmeeres besser auskennen als vor der eigenen Haustüre. Ja, selbst die "Mittelalten", die es in den letzen 20,30 Jahren zu bescheidenem Wohlstand brachen, zieht es in die Ferne, sei es bei Busausflügen oder beim inzwischen zum Statussymbol gewordenen, obligatorischen Auslandsurlaub. Ob dieser Trend tatsächlich unser aller Wunsch ist oder ob nich doch vielleicht manchesmal die Sehnsucht nach der guten alten Zeit ein kleiner Hinweis auf einer eher fragwürdige Entwicklung ist, mögen andere zu gegebener Zeit entscheiden....
(aus: Vorwort Ortschronik zum 100jährigen Gründungsfest der FFW Taxöldern im Jahr 2001)
Daten zu Taxöldern:
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Schwandorf
Gemeinde Bodenwöhr
Höhe: 433 m ü. NN
Einwohner: 255
Postleitzahl: 92439
Telefon-Vorwahl: 0 94 34
Kfz-Kennzeichen: SAD und NEN
Koordinaten: 49" 19' 4" N, 12" 17' 44" O