Grüß Gott in Taxöldern

Taxöldern und das Bodenwöhrer Hüttenwerk


von Harald Seidl


Viele Jahrhunderte tendierte die Ortschaft Taxöldern in die „Neunburger“ Richtung – gehörte es doch lange zum Amtsgericht Neunburg.
Doch auch das Bodenwöhrer Hüttenwerk ist enger mit Taxöldern verbunden, als man heute glauben mag. Bodenwöhr, das jahrhundertelang nur aus einer Mühle mit Hammerwerk bestand, wuchs ab 1693 nach und nach zu einem stattlichen Hüttenwerk mit vielen Werks- und Wohngebäuden.
Von Taxöldern bezogen Hammer, Bergamt und Hüttenwerk viele Betriebsstoffe – Wasser, Lehm, Ziegel und natürlich Holz - und somit Kohle. Denn nur Kohle lieferte damals die notwendige Temperatur für die Eisenverhüttung.


Der Autor hat im Buch „Bodenwöhr – Geschichte und kulturelle Entwicklung eines bayerischen Berg- und Hüttenortes“ von Dipl. Ing. Wilhelm Blab, (1960) recherchiert und die interessantesten Abschnitte festgehalten, in denen Schnittstellen mit dem Ort Taxöldern erwähnt werden

In einem Bericht des Bergbeamten Johann German Barbing im Jahre 1666 – also nach den verheerenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges - an den Kurfürsten Ferdinand Maria über den Zustand des Berg- und Hüttenwesens in der Oberpfalz taucht auch der Bodenwöhrer Hammer auf. Der „Pothenwöhrer Hammer“ sei verödet, er sei vorher einer der „vornehmsten Hämmer“ gewesen. Die Kohlen dafür stammten lt. Barbing bereits aus den Forsten Taxölderns.

Johann Schreyer von Blumenthal baute im Jahr 1671 den Bodenwöhrer Hammer nach mehreren Katastrophen und den Zerstörungen im 30-jährigen Krieg mühevoll wieder auf. Hammer- und Wohnhaus, Hammerhütte, Sägemühle, Schmiedhäuser, Schafhütte, Getreidestadel und Stallungen wurden neu errichtet. 828 Stämme Bauholz und 75000 Dachschindeln waren notwendig. Das Bauholz stammte zum großen Teil aus dem Taxölderner Forst.

Der Wiederaufbau des Hammerwerksbetriebes gestaltete sich äußerst schwierig und langwierig. Doch Johann Schreyer fand jemanden, der ihn in vielerlei Hinsicht unterstützte: Bartholomäus Sechser, der Forstmeister von Taxöldern.
Bartholomäus Sechser, geb. 1640, aus Nabburg stammend, leitete ab 09. September 1666 das Forstamt Taxöldern und wurde 1687 Pfleger in Bruck.
Dieser setzte sich bei der Regierung eindringlich für Johann Schreyer und dessen Pläne ein.
Außerdem trat Forstmeister Sechser 1682 sein halbes Erbrecht auf die 3 Hauptweiher ab. Im Januar beantragte Schreyer bei der Rentkammer um ein höheres Darlehen. Auch hierfür verbürgte sich u. a. Forstmeister Bartholomäus Sechser zu Taxöldern.
Durch die langjährige Unterstützung (1682-1707 – ganze 25 Jahre!) für Johann Schreyer hat sich Bartholomäus Sechser sehr verausgabt. Mehrere Katastrophen, Dammbrüche, Eisbrüche u. ä. hatten enorme Schäden zu Lasten von Sechser verursacht.
Zu allem Unglück brannte ihm 1705 auch noch seine neu erbaute Mühle zu Rauberweiherhaus ab.
Doch es sollte für ihn noch schlimmer kommen.
Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde der Markt Bruck mehrfach durch sächsische und kaiserliche Reiter geplündert, so dass Bartholomäus Sechser um 1709 verarmt war.

Auch die Gedenktafel am Ludwigsberg in Burghausen wurde in Bodenwöhr gefertigt
Nach der Übernahme des Bodenwöhrer Hammers baute der bayerische Staat diesen aufwändig zum „kurfürstlichen Berg- und Schmelzwerk Bodenwöhr“ mit Bergamt um (1693-1696).
Die Fuhrleistungen, u. a. für das Bauholz aus den umliegenden Wäldern, übernahmen damals Hans Hörmann und Michael Posl, beide aus Taxöldern.

Beim Verkauf eines Hofes in Mappenberg im Jahr 1694 bewirbt sich auch der damalige Forstmeister von Taxöldern, Simon Sechser – unter der Auflage, dass ihm beim Kauf die Getreid- und Pfennig-Gilt zur Hälfte nachgelassen werden würde. Den Zuschlag erhält schließlich Benno von Wurmb – dem späteren „Geschäftsführer“ des Bodenwöhrer Hammers.

Von Franz Adam Hofsess, Oberverweser von Bodenwöhr, wird berichtet, dass ein großer Teil seiner Amtszeit (1732-1754) mit Streitigkeiten zwischen dem kurfürstlichen Bergamt Bodenwöhr mit dem kurfürstlichen Forstamt Taxöldern erfüllt war. Streitpunkt war demnach die Nutzung des Kaltenbrunner Gemeindeholzes und das Gehölz „Aichhorn“ (zwischen Kaltenbrunn und dem Weichselbrunner Weiher – also die heutige „Klause“).
Der Forstmeister warf Hofsess außerdem vor, er habe statt der vielen Windbrüche stehendes Holz aus dem Taxölderner Forst verkohlen lassen.
1753 beschwerte sich auch die Gemeinde Kaltenbrunn, dass Hofsess sie aus dem Gemeindeholz vertrieben habe. Sie konnten kein Bau- und Brennholz mehr daraus beziehen. Hofsess habe den Forstmeister von Taxöldern, Joseph Schmidt, verboten, Holz anzuweisen. Hofsess benötigte eben dringend Holz (und Kohle) für seine Hochöfen.
Dieser Streit dauerte Jahre – erst 1768 kam es wegen des strittigen Holzes zu einem Vergleich zwischen Kaltenbrunn, dem Bergamt Bodenwöhr und dem Forstmeisteramt Taxöldern.

Der kleine Weihwasserkessel in der Filialkirche Taxöldern: Bodenwöhrer Hüttenwerksarbeit
1739 liefert das Bergamt Bodenwöhr das zum Bau eines kurfürstlichen Jagdhauses im Taxölderner Forst benötigte Eisen.

1743 – es tobt also gerade der Österreichische Erbfolgekrieg – wird berichtet, dass u. a. das Pürckenfeldtische Cürassier-Regiment in der Gegend um Bodenwöhr campierten. Bodenwöhr war für die Regimenter ein sehr gutes „Geschäft“ – wurden doch dort Kanonenkugeln, Granaten und Waffen in großer Stückzahl gefertigt. Die vielen Soldaten („Tragoner“) mussten natürlich versorgt werden. Getreide wurde dabei aus Taxöldern bezogen.

Im Jahr 1766 standen in der Hammerhütte umfangreiche Ausbesserungsarbeiten an. Giebelmauern, Feuerstätte und das „Wassergeflutter“ vom Hammerweiher wurden erneuert, sowie im Schlackenpochwerk „ein kleines Unterkommen“ gemauert. Die Steine dafür kamen aus dem neuen Steinbruch am Schlossberg. Der Lehm für die Ziegel wurde aus Taxöldern bezogen und in der Ziegelhütte, die zwischen Taxöldern und Bodenwöhr gestanden haben muss, gebrannt. Der Fuhrlohn für eine Fuhre Lehm von Taxöldern zur Ziegelhütte betrug 50 Kreuzer, für eine Fuhre Ziegel von der Ziegelhütte zum Hüttenwerk Bodenwöhr 40 Kreuzer.
Wo genau diese Ziegelhütte stand, kann heute nur vermutet werden. Sie dürfte sich max. 1 km südlich der heutigen Bahnlinie/Böslweiher befunden haben. Diese Ziegelei wird noch bis 1832 in verschiedenen Dokumenten erwähnt. 1833 wird ein neuer Ziegelbrennofen in der Bodenwöhrer Heide errichtet. Es kann vermutet werden, dass dadurch der Betrieb der alten Ziegelei im Taxölderner Forst eingestellt wurde.

Aus dem Jahr 1874 ist überliefert, dass das Berg- und Hüttenamt Bodenwöhr mehrere Wiesen in der Gemeinde Taxöldern besaß. Deswegen musste es sich an den Kosten für die Aufstellung eines Flurwärters und für Schulzwecke beteiligen.

Beliebt - und teilweise sogar noch im Einsatz: Bratreinen "Made in Bodenwöhr"
1876 wurde im Berg- und Hüttenwerk Bodenwöhr die eigene Erzgewinnung eingestellt, der Bergbaubetrieb war dort unrentabel geworden. Stattdessen wurde die besseren Eisenerze der Amberger Gegend verwendet – außerdem war nun auch ein einfacher Transport mit der Bahn möglich.
1882 wurde der Betrieb des Hochofens in Bodenwöhr gänzlich eingestellt – das Bodenwöhrer Hüttenwerk war von da an nur noch eine reine Eisengießerei mit Emaillierbetrieb.

Bis ins 19. Jahrhundert wohnte ein Großteil der Beschäftigten des Hüttenwerks in Bodenwöhr, für das Personal wurden ja sehr viele Wohngebäude errichtet. Beschäftigte aus den umliegenden Orten waren eher die Ausnahme. Aber auch damals schon verdienten einige Taxölderner in Bodenwöhr ihren Lebensunterhalt. 1877 taucht in den Personalakten beispielsweise Michael Bauer aus Taxöldern auf, der im Bodenwöhrer Bergbau tätig war.
Im Jahr 1912 dagegen waren aber schon von den knapp 300 Werksangehörigen nur noch die Hälfte in Bodenwöhr wohnhaft, die anderen kamen aus den umliegenden Ortschaften – auch aus Taxöldern. Bis zur Stilllegung des Bodenwöhrer Hüttenwerks im Jahr 1971 waren dort etliche Taxölderner beschäftigt.


Dass die Arbeit in Hochöfen, Gießerei und Kohlenmeilern nicht ungefährlich war, wird an vielen dokumentierten Unfällen ersichtlich. Zwei Unfälle mit Arbeitern aus Taxöldern sind genannt:

Der Sohn des Taxölderner Hofschmieds Georg Stierl verbrannte 1722 an einem herrschaftlichen Meiler tödlich. Die Rentkammer Amberg genehmigte 3 ½ Zentner Eisen (Wert: 5 Gulden) und weiter 12 Gulden 30 Kreuzer zur Bezahlung von Arzt und Beerdigung.

Caspar Bräu, Nebenköhler aus Taxöldern, fiel am „16. Weinmonats 1768“ (Oktober) in einen brennenden Kohlenmeiler. Die Verletzungen waren so schlimm, dass er am 30. Oktober verstarb. Aus der Knappschaftsbüchsenkasse erhielt seine Witwe 10 Gulden.




Blechhammer

Am Damm des Warbrucker Weihers wurde im Jahr 1760 ein Blechhammerwerk inkl. Weißblechfrabrik errichtet.
Nach 10jährigem Betrieb kam der Betrieb augrund Holzmangels aus dem Taxölderner Forst vorübergehend zum Erliegen

Im Jahr 1694 ist ein Oswald Hänigschmid in Taxöldern erwähnt – vom Beruf Bergschmied. Er schmiedete, stählte, spitzte und verbesserte die Grubenwerkzeuge für das Bergwerk Buch.











In vielen Haushalten in unserer Umgebung anzutreffen:
Reliefs, hergestellt im Bodenwöhrer Hüttenwerk




Andere interessante Auszüge aus dem Buch "Bodenwöhr" von Dipl. Ing. Wilhelm Blab

Gerichtsbarkeit

Im Vergleich mit anderen Orten sind in der Gerichtsbarkeit des Landgerichts Neunburg relativ wenige Straftaten von Taxölderner Bürgern dokumentiert.

- 1755 hatten Hans Schiessl und Martin Pössl, beide aus Taxöldern, im Bodenwöhrer Wirtshaus eine größere Rauferei. Zusätzlich zur Stockstrafe erhielten sie noch eine Geldstrafe (1 Gulden 30 Kreuzer).

- im Jahr 1779 wird aus eine Straftat aus Bodenwöhr gemeldet: „Georg Hahn, Zimerpalier alhier, hat eine sehr geheime Eisendieberey angezettelt und diese mit dem Schmied zu Taxöldern getrieben.“

- 1783: „Johan Zistler, leediger Bergmannssohn von Erzthäusern schw. Die Stifterstochter zu Thuresbach bey Taxöldern. Diese wurde demnach beym Chl. Landgericht Neunburg, Zistler aber hierorts (Bodenwöhr, Anmerkung des Verfassers) in die Abstrafung gebracht, welches zum halben Wandel hierher abgeworfen 2 fl 30 kr.“

- ab 1860 befand sich in Blechhammer eine Gendarmeriestation (zuständig auch für folgende Orte: Hannesried, Kleinwinklarn, Taxöldern, Erzhäuser, Egelsried, Neukirchen-Balbini). Nachdem der Ort Bodenwöhr „sich eines derartig guten Sicherheitszustandes erfreute“, wurde die Station ins zentralere Neukirchen-Balbini zurück verlegt (1884).

- 1895 war Taxöldern und Bodenwöhr wieder dem Gendarmeriestationsbezirk Kemnath zugeteilt.



Bier, Feste, Hochzeiten, usw.

- Andreas Dammer, geb. 1810, Lehrer in Neuenschwand, heiratete 1833 die Tochter des Revierförsters von Taxöldern, Barbara Fischer.

- das Bodenwöhrer Wirtshaus war von 1732 – 1738 an Caspar Dobler von Reichenbach verpachtet. Bei den Werksarbeitern war dieser Wirt eher unbeliebt – schenkte er doch „schlechtes auswärtiges Bier“ aus. Beim Bergamt Bodenwöhr wird deshalb u. a. der Kohlbrenner Mathias Pösl aus Taxöldern einem Verhör unterzogen, wegen einer „selbstigen Einlagerung eines anderes Bieres“.

- 1785 scheint die Bodenwöhrer Brauerei besonders beliebt gewesen zu sein: neben den Schenken Erzhäuser und Blechhammer, dem Pfarrer von Neuenschwand, dem Amtsförster von Penting, dem Wirt von Altenschwand bezogen auch der Wirt von Taxöldern und der Forstmeister von Taxöldern das Bodenwöhrer Bier.

- ab August 1798 durfte Schank- und Lagerbier nicht mehr an die Bodenwöhrer Werksleute ausgeschenkt werden. Ausnahmen waren lediglich bei Kindstaufen und Kirchweihen. Gegen dieses Verbot vom Berg- und Münzmeisteramts richtet u. a. der Wirt Johann Schießl von Taxöldern ein Gesuch an das Oberungelteramt in Neunburg.

- am 10. Oktober 1806 heiratete der Taxölderner Förster Friedrich Karl Devigneux die Tochter des Neuenschwandner Bergschmieds Georg Hirsch, Barbara, geb. 1781. Devigneux verstarb früh, am 04.04.1824. Er hinterließ eine „zahlreiche Familie“.
Friedrich Karl Devigneux hatte bekannte Vorfahren: sein Großvater war einst Sekretär am könglichen Hof in Paris. Er starb bei der französischen Revolution durch die Guiollotine. Dessen Sohn Jarome Gachererel de Vegneux (also der Vater von Förster Friedrich Karl Devigneux)) flüchtete 1774 aus Frankreich.
Ein Vetter des Försters Devigneux, Max Julius v. Baligand, war Hauptmann des 13. Infanterie-Regiments und starb am 14.02.1817 in Taxöldern, während seines Urlaubs.

- Ende des 18. Jahrhunderts – nachdem in Bodenwöhr keine Maibäume mehr aufgestellt wurden – gingen viele junge Burschen u. a. nach Taxöldern zum Maibaum aufstellen, mindestens bis 1855.

- um 1800 ist ebenfalls überliefert, dass die Bodenwöhrer gerne das Taxölderner Kirchweihfest am Pfingstmontag besuchten. Die bekannte Taxölderner Kirwa ist somit weit älter als bisher angenommen wurde.


Auszug aus einer Preisliste des Hüttenwerks Bodenwöhr, um 1900.
Die Produktpalette des Hüttenwerks war riesig - Öfen in zig Ausführungen, Kochgeschirr, emaillierte Küchengefäße, Badewannen, Reliefs, Gewichte, Kreuze, Tore, Brückengeländer, Firmenschilder….














































Quellennachweise:
Dipl. Ing. Wilhelm Blab - "Bodenwöhr – Geschichte und kulturelle Entwicklung eines bayerischen Berg- und Hüttenortes" (1960)
Dipl. Ing. Wilhelm Blab - "Aus der der Geschichte des BHS-Hüttenwerkes Bodenwöhr"
Private Aufzeichnungen und Angaben von Anwohnern

Bilder:
Archiv Harald Seidl
Archiv Hans Seidl