Als Ersatz für die schweigenden Glocken kommen in katholischen Orten Ratschen zum Einsatz d. h. die Ministranten ziehen mit ihren Holzinstrumenten durch das Dorf und erinnern statt der Glocken an die täglichen Gebete. Die typische Ratsche ist ein hölzernes Schrapinstrument. Es besteht aus einer Walze mit Nocken, die ein Zurückschnellen von Holzleisten bewirkt und somit ein lautes Geräusch erzeugt. Zum "Ratschen" werden aber auch kleine Holzhammer-Instrumente verwendet ("Hammerl"). Nachdem die alten, handgeschnitzten Ratschen oft sehr schwer sind, greifen v. a. die jüngeren Ministranten gerne auf das "Hammerl" zurück. Links: eine typische handgeschnitzte Ratsche Rechts: ein "Hammerl" - beide seit den 1950er Jahren in Taxöldern im Einsatz Auch in Taxöldern gehört es zum Brauchtum, dass die Ministranten am Karfreitag und Karsamstag durch das Dorf ziehen und "ratschen".
Die Ministranten rufen dabei in regelmäßigen Abständen ihren Spruch: "Wir ratschen, wir ratschen den eng'lischen Gruß, damit jeder Katholik weiß, wann er beten muss“ Geratscht wird in der Regel am Karfreitag (6.00 Uhr, 12.00 Uhr und 18.00 Uhr) und am Karsamstag (6.00 Uhr und 12.00 Uhr.)
Bis in die 1980er Jahre war es auch üblich, dass die Bewohner den Ministranten Ostereier spendeten, manchmal sogar bunt bemalt, meist aus dem eigenen Hühnerstall. Bei den Kramerläden ("Kreitner Mare" und "Fuchsin") war es immer ein Highlight, wenn man ein Getränk, Gummibären oder gar Schokolade bekam. Gewiefte Ministranten verstanden es, beim Ratschen die frischen Eier gleich an Nachbarn und Bekannte weiterzuverkaufen, und besserten sich somit ihr Taschengeld auf. Da wurde oft minutenlang um Pfennigbeträge diskutiert, bis man sich beim Preis einig war. Heutzutage ist es eher üblich, den Kindern Süßigkeiten und ein paar Euro für die Ministrantenkasse zu spenden. Auch in Turesbach und Höcherhof wird um "Oier" geratscht. Quellennachweise: Private Aufzeichnungen und Angaben von Anwohnern Bilder: Archiv Hans Seidl Archiv Harald Seidl
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